Rufen Sie uns an: +49 6871 - 502358

Email an uns senden

Reisetagebuch

Stefan Görgen
25.09.2016 – 15.10.2016


Formentera Guitars
Oder
Zum 50.ten baue ich mit meine eigene E-Gitarre

Sonntag 25.09

Abfahrt zum Flugplatz um 10:00, allseits gedrückte Stimmung. Haben im Flughafen nach dem Check In noch was gegessen. Um 12:15 Uhr dann Check-In in den Transferbereich, die Gitarre ist als Handgepäck zugelassen.
Boarding erst 14:00 Uhr (1h Verspätung). Die Gitarre wurde mir von einem sehr schlecht englischsprechendem Kabinen Steward abgenommen, er würde sie sicher verstauen. Die Maschine war eine Airbus A320 mit ca. 180 Passagieren, voll besetzt. Unter den Passagieren eine spanische Schulklasse, Alter der Kinder ca. 13 Jahre. Ein sehr quirliger Haufen, ich sitze mitten unter ihnen. Die Vueling A320 Flieger haben die Sitzreihen derart eng stehen, dass ich Vollkontakt mit meinen Beinen zum Vordersitz hatte, und das selbst mit leicht gespreizten Knien. Die Sitzlehne zum Vordermann war 2 Handspannen von meiner Nase entfernt - klaustrophobisch eng. Take off um 14:33. Die Schulklasse hat die zusätzlichen 30 Minuten Warterei an Bord bis zum Take off mit Lautstärke kompensiert. Der Flug war ruhig und sollte eigentlich 12:45 - 14:40 sein. Nun ging er von 14:33 - 16:17. Mein Anschlussflug in Barcelona nach Ibiza sollte 15:55 - 16:55 sein. Zum Glück wartete der.
Barcelona-Airport: Das Abflug-Gate des Anschlussflugs hatte sich verändert, das teilte mir der Kabinen-Steward noch mit "B51" hatte er mir eindringlich in "spenglisch" mitgeteilt. Die Gitarre hatte er veranlasst in den Anschlussflieger zu bringen, die habe ich also nicht mehr in die Hand bekommen. An B51 ging allerdings nicht mein Flieger NICHT. Der Flieger dort ging nach Berlin. Da wollte ich nicht hin. Ich also zum Anzeigeplan der Abflüge und fand heraus, dass mein Flieger an B55 stand. Das Boarding fand bereits statt, die Schlange war aber noch sehr lange. - keine Hektik - Beim Boarding wollten sie meinen Boardingpass. Den sollte ich in Barcelona erhalten, davon wusste sie nix und hat dann kurzerhand mit Kuli Flugnummer und Sitzplatz auf meinen Luxemburger- Boardingpass geschrieben. Der Flieger war ebenfalls ein Airbus A320, ebenfalls knallvoll und noch enger in den Sitzverhältnissen (älteres Modell). Flugzeit 16:40 - 17:40 Uhr
18:00 Warten an der Gepäckausgabe. Die Gitarre taucht auf, mein Koffer nicht.
18:27 Ab zum Schalter für vermisste Gepäckstücke, mein Koffer ist nicht im Flieger gewesen und würde nachgeliefert werden. Na Supi…
Bus zum Hafen von Eivissa.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar  (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
 

Erwische gerade noch den Aquabus, der gerade ablegen wollte, die Gangway war bereit eingeholt und musste meinetwegen wieder ausgelegt werden. Kosten für die Fahrt 15 EUR. Der Pott ging richtig ab und führ die Strecke von 19:06 - 19:45.
Kann am Hafen in Formentera Roman schon von weitem sehen, der "weiß Riese" inmitten von kleinen dunklen Spanieren J. Er war locker 1-2 Köpfe größer. Warten auf den Transferbus nach Sant Ferran. 21:00 Uhr, Ankunft in Sant Ferran, gehen direkt in den Supermarkt und kaufen etwas Wasser.
Dann Check In im Hostal Pepe. Das Zimmer ist 3x4 Meter klein und wirkt wie ein Klosterzimmer. Drinnen ist ein Klimaanlagen Lüfter zu hören in der Lautstärke wie unser Dunstabzug in der Küche in Amokstellung (int) Temperatur im Raum und draussen ca. 25 Grad bei sehr hoher Luftfeuchte. Ich habe Zimmernummer 12, Roman hat 13. Wir gehen was essen (endlich) Vor dem Hostal ist ordentlich was los gegenüber ist die Fonda Pepe, zwischen Hostal und Fonda sitzen Himmel und Menschen essen und trinken und sind guter Stimmung, das im Ort Licht ist orange, die Wege in der Straße und der angeschlossene Kirchplatz sind mit weißem Kalkstein gepflastert, sehr nett und sehr sauber alles. 100 Meter weiter unten ist die Pizzeria, die recht gute Pizzen hat. Ich esse eine Pizza und trinke ein großes Bier. Das tat gut nach der etwas längeren chaotischen Reise. Nach dem Essen treffen wir Ekki und zwei weitere Kursteilnehmer, Henri und Bärbel aus Hannover. Bärbel hatte Henri zu einem 60ten den Kurs geschenkt, nimmt selbst nicht am Kurs teil und möchte ihn unterstützen und begleiten. Sind echt liebe Leute.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Später gegen 12:00 kommt Michael aus der Nähe von Stuttgart noch als letzter Kursteilnehmer an. Michi ist noch recht jung, aber ebenfalls ein ganz netter. Der fünfte und letzte Teilnehmer, Hans-Joachim wohnt in einem anderen Hotel mit seiner Lebensgefährtin. Er ist der Philosophieprofessor bei dem sich Roman auf philosophische Gespräche bereits freut. Wir trinken noch ein Bierchen zusammen und gehen dann schlafen Nächsten Morgen treffen wir uns alle im 10:00 im Fonda Pepe zur Anfangsbesprechung.

Montag 26.09

Schlecht geschlafen, der scheiß Lüfter dröhnte die ganze Nach durch Lüften im Zimmer ist nicht drin, das Fenster stand immer sperrangelweit offen, es kam aber keine frische Luft rein. Mag sein, dass es nachts nicht abkühlt. Ab 05:00 Uhr wach, rasende Kopfschmerzen, Kissen zu dick, Genickschmerzen, habe geknirscht. Versuche mich ohne Kissen wieder in den Schlaf zu bringen, zwecklos aber besser als mit Kissen. Trinke Wasser und mir wird schlecht. Ich muss brechen so gegen 8 Uhr, bin klatschnass geschwitzt, mir ist kalt. Raffe mich um 09:30 auf und gehe zum Frühstück. Roman bringt mir 2 Ibus mir, ich habe ja dank meines fehlenden Koffers keine eignen. Hajo ist auch da. Sieht aus wie ich ihn mir vorgestellt habe, etwas eigen, introvertiert und zurückhaltend, will sich nicht mit anderen sozialisieren, wirkt nicht sehr sympathisch auf mich. Muss nach dem ersten Bissen sofort zum Klo rennen, breche erneut und lasse das Frühstück sein. Lege mich wieder hin bis Ekki da ist um 10:20 Uhr. Wir gehen zusammen in die Werkstatt. Das Kopfweh ist besser, bin aber total klapprig.

Standard Kursablauf: 10:00 - 14:00 Uhr und 18:00 - 22:00 Uhr (spanischer Tagesablauf)

Kursbeginn 10:30:

Wir beginnen mit einer Begehung und Erklärung der Werkstatt, Ekki erklärt die Maschinen und welche nur "Lehrermaschinen" sind.
Danach TheroieStunde zum Thema Holz. War kurzweilig und sehr interessant. Dann legen wir die Gitarren fest, die wir bauen wollen: Typ, Bodyhölzer und Deckenhölzer.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

11:00 Wir wählen das Holz für den Body aus. Der Bohlen wird Länge und Dicke in die passenden Stücke zerteilt. (Handkreissäge und Tischkreissäge) Das machen Ekki und Mariano ("Helferlein") Der Korpus besteht aus 2 Hälften, die mittig zusammengeleimt werden, weil das Risiko auf Spannungs - Trochnungsrisse dann minimiert wird und das "bookmatchen" eine schönere symmetrische Maserung ergibt. Die beiden Hälften werden auf der Abrichte plan gehobelt und die Anleimkanten akkurat gehobelt. Dann werden die beiden Hälften zusammengeleimt und in eine Leim-Presse gebracht. Wir waren damit um 14:20 fertig. Dann (gemeinsame) Mittagspause. Noch kein Koffer da. Kaufe mir das Nötigste an Wasch und Pflegeutensilien. Nachfrage am Flughafen nach meinem Koffer. Angeblich in Barcelona gefunden worden und aktuell auf dem Weg zum mir ins Hostal. Frage nach neuem Zimmer, weil zu laut, Morgen kriege ich ein neues, Yippie!

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

18:00: Markus, ein geplanter Kursteilnehmer, der absagen musste, tauchte auf und stieg im Hostal Pepe ab. Er war sehr sympathisch, lernt "Zupfinstrumentenbauer" und kam als Zaungast für eine Woche. Wir nahmen die Bodies aus der Presse, befreiten sie von Leimresten uns hobeln die Stücke plan. Dann suchten wir das Deckenholz aus. Das wurde ebenfalls gebookmatcht und auf der Abrichte und der Schleifstation plan gemacht und für das Verleimen mit dem Body vorbereitet. Der Body wurde dann von uns mit Kabelkanälen oder Elektronikfächer gefräst. Das haben wir mir Handoberfräsen oder mit der großen stationären Oberfräse gemacht. Frässchablonen waren ein wichtiges Hilfsmittel. Roman und ich mussten große Fächer aus unseren Bodies mit der stationären Oberfräse herausarbeiten, war spannend und hat gut geklappt.
Dann haben wir Decke und Body verleimt und in die Presse gebracht.
Es ist 21:30 und wir haben heute gut vorgelegt, besser als Ekki gehofft hatte. Fühlt sich gut an.
Hajo verabschiedet sich, der Rest der "Klasse" verbring den Abend gemeinsam.
Der Koffer ist noch nicht da. Langsam wird es eng ohne Wechsel-Wäsche....

Dienstag 27.09

Gut geschlafen, trotz durchgehendem Lüftergeräusch.

(C) Heap Guitar

Kursbeginn heute erst um 10:30 Uhr, heute auf dem Plan: Gitarre aussägen und shapen Ekki fing an uns die Bandsäge zu erklären, danach hat er pro Person Übungsklötzchen erstellt indem er typische Konturen einer Gitarre auf einen Block übertragen hat und das 10-fach. Jeder musste sein Übungsklötzchen möglichst perfekt aussägen (Mitte Strich, ohne Treppen). Nachdem das Blatt gewechselt werden musste war ich der erste der damit begonnen hat. Folglich musste ich als erster den Body aussägen. Ist mir recht gut gelungen, was später beim Schleifen ein echter Vorteil werden sollte. Danach kam der nächste dran mit Üben und Sägen. Roman hatte ernste Bedenken und schon ein bisschen Panik, ein großes Werkstattgerät, ganz ohne « undo ». Inzwischen hatte Ekki meine Gitarre auf der gesägten Seite stehend am Tisch fixiert. Dann müssen mit einer recht groben Raspel alle Wellen und Riefen aus der gesägten Kontur rausgefeilt werden. Eine Sauarbeit! Neben diversen Raspeln kam auch das Sandvik Schleifzeug" zum Einsatz. Ein Super Zeugs zum Schleifen! Ekki war von meiner Säge- und Schreibarbeiten beeindruckt, vor allem von der Geschwindigkeit. "Du hast das nicht zum ersten Mal gemacht, gib‘s zu ..." Anschließend sind die Innenradien auf dem oszillierenden Trommelschleifer und die großen Außen Radien auf dem Bandschleifer verbessert worden.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Mittagspause

Dann kam das BodyShaping. Dazu die Gitarre auf der Decke fixieren. Die Grenzen des Shapings werden auf Fläche des Mahagonis des Bodys aufgezeichnet (x-Dimension). Das Gleiche für y-Dimension wird auf der Seitenfläche aufgezeichnet. Somit ist klar was vom Body weg muss. Das Werkzeug der Wahl war hier die sog. "Kampfraspel". Das angezeichnete Volumen musste mit diesem groben Instrument heruntergeraspelt werden, wobei man die Raspel nicht nur herabziehen, sondern auch seitlich führen muss um eine bessere Fläche zu erzielen. Es ging erstaunlich schnell. Kurze Theoriestunde zum Thema Rundungen. Danach kamen die Kantenrundungen der Unterseite des Bodys dran. Diese sind erstmal rundum ausser am gerade erstellten Shaping anzufertigen. Dazu nimmt man sie normale Raspel und bringt umlaufen ein 45° Phase an mit einer Hypotenuse von 3 - 10 mm an. 3 mm entsprechen dem Basiswert für PRS und Gibson, 5 mm für Toro und 10mm für Fender. Hat man die Phase hergestellt werden die beiden äußeren Kanten der Phase nochmals mit einer neuen Phase versehen, diesmal mit 22,5°. Die Mitte der 45° Phase darf dabei nicht erreicht werden. Sind alle Phasen fertig wird die Rundung von Hand mit Schmirgelpapier vom Korpus in Richtung Phase immer in Faserrichtung hergestellt. Das wird auch am Shaping so gemacht. Ggf. vorher vorsichtig anphasen.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Mittwoch 28.09

Fräsen des Elektronikfachs:
Der Body wird hierbei auf einem Klemmbrett fixiert und mit entsprechender Frässchablone auf die stationäre Oberfräse gebracht. Jetzt wird der äußere Zugang zur bereite gefrästen Kammer für die Elektronik gefräst. Danach eine umlaufende Nut für den Deckel. Einfache Arbeit, die Spaß macht. Den Deckel habe ich mir dann ausgesucht: ein Stück Riegelahorn, welches genau passt und sehr stark und interessant geriegelt ist. Das wird in Form gesägt mit der Bandsäge und mit Doppel Tape auf eine entsprechende Frässchablone geklebt.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar

Zwischendurch werden dann die Hardwareteile ausgesucht und festgelegt.
Dann kam der Hals dran. Ekki hatte die entsprechenden Mahagoni Rohlinge aus einem Bohlen gesägt.

Dabei den Strich (5) stehen lassen, nicht anschneiden. Das entstandene Dreieck auf den Hals 180° umklappen und mit doppelseitigem Tape fixieren, so dass eine Schräge entstand, die man für den Abrichthobel benötigt. Danach wird der Hals auf der Schräge plangehobelt, es entsteht die Oberseite der Kopfplatte. Jetzt wird die genaue Mittellinie auf Hals und Kopfplatte gezeichnet.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Theoriestunde Trussrod.

Wir bringen den Trossrod in vorgespannter Form in eine ebenfalls gebogene Trussrod-Fräsnut (Form: Kreisabschnitt) Der Trussrod-Anker wird zwischen 0. und 1. Bund, die Öffnung für die Spannvorrichtung wird zwischen 19. und 20tem Bund sein. Voraussetzung ist, dass man sich jetzt endgültig für die Mensur entscheiden muss. Meine ist die Gibson Mensur (630 mm) Die Bünde 0, 1, 19, 20 werden auf den Halsrohling mit der entsprechenden Mensurschablone angezeichnet.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Mittagspause.

Nach der Mittagspause wird es ernst, der Hals wird mit dem Trussrod versehen. Erster Schritt ist das Fräsen der Trussrod-Nut. Die Trussrod Nut verläuft bogenförmig in y-Richtung längs durch den Hals und hat ihren tiefsten Punkt in der Mitte zwischen den Bünden 0, 1 und 19, 20. Dazu verwendet man eine Schablone/Führung, die den y-Höheverlauf vorgibt und als Anschlag dient, an dem vermittelt die Oberfräse den Trussrod Tunnel fräsen soll. Am tiefsten Punkt soll die Nut 13 - 14 mm tief sein. Ein Rechts- und Linksanschlag wird angebracht, dann kann das Fräsen stattfinden. Gefräst wird in Richtung der Drehung des Fräskopfes. Ist die Nut erstellt wird das Trussrod gebaut und eingesetzt Dazu wird es auf passende Länge gekürzt und mit einem Gewinde versehen. Darauf wird der Anker fest geschraubt und final verdengelt. Das Trussrod wird eingefettet und am noch offenen Ende mit der Spannvorrichtung (Messing-U + Sechskant Mutter) in vorgebogener Form in den Hals eingesetzt. Dabei muss der Trussrod bereits in der Nut des Halses fest anliegen (spannen). Die noch offene Nut wird mit einer passenden Erlenvierkant-Leiste auf Press-Sitz verleimt. Dabei wird die Leiste feste auf den Trussrod "gehämmert" so dass der Stab fest eingeklemmt wird. Die Unterseite der Leiste die mit dem Stab in Berührung kommt nicht mit Leim bestreichen! Dann wurde die Position des Volumen-Potis festgelegt und der von Mariano passend gefräste Elektronikfachdeckel mit 3 Verschaubungsbohrungen und Senken versehen.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Donnerstag 29.09

Ich gehe schwanger mit der Idee, die Gitarre doch nicht lackieren zu lassen. Mal sehen.
Heute Griffbrett. Zuerst Schulstunde zum Thema Halsbreite. Die übliche Halsbreite am Sattel beträgt 43 mm, am 22ten Bund 56-57 mm. Ich habe mich für 44 / 57 entschieden.
Dann Griffbretter aussuchen und schleifen.
Das Material (Palisander, Ebenholz, Grenadill) ist keine Freude beim Schneiden und Schleifen, zum ersten ist es sehr hart, was wirklich laut wird beim Bearbeiten und dann entsteht feiner, öliger schwarzer Staub. Zudem setze es die Schleifmittel zu und man muss sie wechseln.
Am Hals wird dann, exakt gemittelt, die Halsbreite eingezeichnet und auf der Kreissäge präzise gesägt. Es gibt einen Trick, den Anschlag den man für einen genauen Schnitt mit einer Tischkreissäge braucht anzubringen (Bild)
Schließlich schneidet man mit der Bandsäge den Halsschnitt weiter in den Radius der Kopfplatte. Die Trussrodöffnungen werden mit Papier verschlossen und ich muss mein vorgefertigtes Griffbrett mit Holzzapfen am Hals fixieren.
Ekki fängt indes an mit der Tischkreissäge das DeckenShaping zu machen. Sowas habe ich noch nur gesehen. Er missbraucht die Kreissäge als Radienfräser, wobei das Blatt den Radius definiert und er das Werkstück seitlich am Blatt vorbeiführt. Dabei entstehen feine Rillen komprimierten Holzes an den Jahresringen, die sich später beim Schleifen als extrem hartnäckig erweisen würden.
Danach werden Hals und Griffbretter mit EpoxidHarz verleimt.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar  (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Mittagspause.

Das EpoxidHarz war noch nicht ganz ausgehärtet, so hatten wir eine 1 1/2 stündige Schulstunde "Pickup-Theorie". Äußerst interessant erklärte Ekki auf tiefgehender physikalischer und elektrotechnischer Sicht was hier passiert und warum. Dabei waren seine Erklärungen immer von guten Darstellungen an der Tafel begleitet um den theoretischen Stoff plastischer und verständlicher zu machen. Ich habe daraus folgenden Entschluss "kristallisiert":

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Dann Hälse aus der Presse nehmen und die überstehenden Griffbrett-Ränder mit der Bandsäge mit 3mm Übermaß absägen. Dann wurde der Reststreifen von Mariano oder Ekki mit der stationären Oberfräse beigefräst. Nun das Zugangsfach für die Trussrod-Einstellung durch das Griffbrett fräsen. Das muss sehr präzise gemacht werden. Anschließend aus einem Pertinax-Stab den Deckel für das Zugangsfach abgelängt und herstellt. In den Deckel wurde mittig ein 2,5 mm Loch gebohrt und anschließend ein metrisches Gewinde geschnitten. Der Deckel wird dann mit leichtem Presssitz in die Trussrod-Serviceöffnung getrieben. Vorher sicherstellen, dass sie Sechskant-Spannschraube so steht, dass die obere Seite flach steht!
Schließlich kann man mit einer passsenden 3mm metrischen Schraube, die man ganz in das Gewinde hereindreht, der Deckel wieder herausholen. Clever!

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Nun kamen wir wieder ans DeckenShaping.
Die nach innen liegende Fräskante der großen äußeren Rundung musste mit einem Handhobel kräftig mit kreisenden Bewegungen abgerundet werden. Dumm dabei ist, dass die Riegel des Riegelahorn gerne herausbrechen und eine Kraterlandschaft zurückbleibt.
Laut Ekki sollen wir das hinnehmen und ignorieren - das fällt aber schwer..

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar   

Freitag 30.09.

Theoriestunde Halskrümmung, Bünde, Harmonik.

Wir machen eine asymmetrische Halskrümmung, d.h. auf den ersten Bünden eine höhere Halskrümmung als auf den letzten Bünden. Das ist soweit auch eine ideale Lösung als dass eine höhere Halskrümmung dort gebraucht wird wo man Akkorde spielt (auf den ersten Bünden). Auf den letzten Bünden werden vornehmlich Soli und Bendings gespielt, die nach einem flacheren Halsprofil verlangen.
Meine gewählte Krümmung ist 9" - 12"
Dadurch dass mein Griffbrett bereits Bundschlitze hat, brauche ich nur die vorhandenen Bundschlitze etwas zu vertiefen mit einer 0.5mm Bundsäge ohne Schränkung. Das Griffbrettende muss ich noch einsägen, damit das sauber von Ekki beigefräst werden kann (Binding-Fräsen).

(C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Dann wurden die durch das Kreissägen Fräsen entstandenen Riefen von Hand rausgeschliffen und die Potipositionen festgelegt und gebohrt. Auf der Aussen- und Innenseite werden die Potibohrungen dann noch gesenkt und auf 5mm Wandstärke gebracht. Zum Schluss wurden noch bei mir und Roman an der Kopfplatte Verbreiterungen angeleimt um der finalen Kontur Platz zu geben.

(C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Mittagspause.

Kopfplattenverschraubung lösen und mit der Bandsäge die Kopfplatte heraussägen, die Seitenteile plan schleifen. Dann am Korpus die Positionen der Potis festlegen und bohren. 4mm vorbohren, dann mit einem 20er Fasslochbohrer an der Decke 1mm ringsum einsenken und pro Loch die Wandreststärke bestimmen. Die Wandreststärke muss auf 5-6 mm runtergebracht werden, daher mit einem möglichst großen Fasslochbohrer von der Elektronikfachseite eingesenkt, so dass wir auf 5-6 mm Wandreststärke kommen. Dann Potis auf 10 mm aufbohren und Schalter auf 12 mm.
Schließlich das Griffbrett mit stationärer Oberfräse auf die endgültige Breite bei fräsen und dann die Seitenfräsungen für das Binding machen. Ekki hat einen 0,1mm Rest vom Griffbrett stehen lassen, der später als brauner Streifen unter dem Binding sichtbar bleiben wird. Ich habe mir Streifen aus schönem Riegelahorn für das Binding ausgesucht. Die Streifen haben wir dann passend gekürzt und verleimt.
Schluss für heute, ab zum Konzert / Session.

(C) Heap Guitar

Beginn 23:30 Uhr mit Ekkis Truppe, Kontrabass (Ekki), Gitarre (Tele), Trompete, BaritonSax, Drums (Tomasito). Sie spielten Easy Listening Jazz Klassiker.
Anschließend kam eine deutlich jüngere Truppe mit Mariano am Bass und José, dem Top-Gitarristen der Insel an der Gitarre. José spielt mit seiner Tele coole, akkurate und akzentuierte Rock/Bluesriffs im gezerrten, scharfem Tele Sound und singt prima. Eine sehr charismatischer Typ.
2 Gastmusiker kommen hinzu, ein Sänger und ein Rasta-Afro Gitarrist, der auch gut singt. Er spielt bluesy Sachen, ziemlich gut und souverän.
Das Ganze macht echt Laune, klasse Stimmung im Publikum.
Die dritte Band gefiel mir nicht und ich ging gegen halb 4 ins Bett.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Samstag, 01.10.

Morgens: Pfeifen auf den Ohren, elende Schulterverspannung, ordentliche Schmerzen. Muss wohl zum Arzt damit, der rechte Arm kribbelt bereits.
Um 11:00 erst Beginn, die Nacht zuvor war lang...

Heute Inlays. Bevor ich an die Inlays kam, erst den Hals ausspannen und die Bindings mit einem Handhobel auf 0.2mm über Griffbrett abhobeln.
Dann Form, Größe und Position des Inlays gestimmten, danach das Inlay Material aussuchen. Da mein Griffbrett bereits Inlays hatte und ich eine Schadstelle am Korpus habe, die ich ausbessern will, habe ich beschlossen, dort - stimmig zu den anderen Inlays - einen PRS Vogel zu platzieren. Ich habe mir eine Schablone hierfür aus dem Internet besorgt und den Passen den Vogel bei Ekki in benötigter Größe ausgedruckt. Die Vorlage wird dann mit Hilfe eines Pritt Stifts auf die Muschel geklebt. Dann auf einem Laubsäge-Tischchen mit einer Juweliersäge ausgesägt. Das ging auf Anhieb prima und sehr präzise.
Der Nachmittag war schlicht großartig. In tollem Ambiente nahe der Nordost-Küste und Spitzen-Wetter haben wir gegrillt, gechillt und bei prima Sangria und Gin Tonic den Tag verbracht. Gegen Abend hat Ekki uns dann zurückgebracht und wir haben uns alle danach im Sapanxa getroffen, wo ein brasilianisches Jazz Trio mit Ekkis Kontrabass coolen, entspannten Jazz gegeben hat - ein prima Tages-Ausklang.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar

Montag, 03.10.

Heute Morgen das Binding bündig schleifen und die SideDots aus schwarzem Plastik einsetzen. Zuvor mir einer Schablone die 2mm Löcher bundmittig bohren und die schwarze Kunststoffstange mit Sekundenkleber einsetzen und abknipsen. Nach dem Trocknen beischleifen.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Theoriestunde Bünde.
Bundaufbau und -typen wurden erklärt. Nach einigem Ausprobieren habe ich mich für die Medium Jumbos 2,7 mm breit, 1,35 mm hoch) entschieden, die etwas schaler aber auch höher sind als die Jumbos. Die Bünde werden mit 2mm Überlänge zur Griffbrettbreite abgeknipst, seitlich zur Crown. Der Teng wird mit einer speziellen Tengzange auf jeder der beiden Seiten 1mm unter Bundschlitz abgezwickt und dann in einen Ständer für alle 22 Bünde gestellt. (Reihenfolge beachten!) Danach Inlay ausfräsen.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Das ist schon eine ziemliche Friemelarbeit und muss höchst genau frei Hand ausgeführt werden. Lediglich die Auflage des Dremel ist auf einer Seite gegeben. Ich hatte anders als die Kollegen nicht das Griffbrett, sondern eine konkave Schadstelle im Korpus zu fräsen. Auf einer Konkaven Fläche hat man keine wirkliche Auflage, daher war das eine sehr heikle Sache. Hat aber doch ganz ordentlich geklappt.

Bundieren.
Als Vorbereitung wird der Hals mit 400er Schmirgel auf einem Korkklotzfein geschliffen und dann mit Stahlwolle von Hand poliert, nachfolgend mit der Poliermaschine.
Beim Ausblasen des Staubs ist mir eine Ecke einer Vogel-Intarsie herausgebrochen und verloren gegangen. Den kleinen Splitter musste ich aus einer anderen Abalone Muschel herausarbeiten und dann passgenau einleimen, beischleifen, polieren. Ätzend!
Die Bundstäbchen werden einzeln von Hand im Gegenlicht mit einem Plastikhammer in den Hals getrieben, danach mit einer Kneifzange eng abgezwickt.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Abends haben wir dann den Rest der Sangria in der Werkstatt weggetrunken und dabei Musikvideos, u.a. das Making of The dark side of the moon auf Beamer geschaut.

Ein großartiger Abend.

Dienstag, 04.10.

Bundieren Teil 2

Mit einer Bundfeile an der Halskante abschleifen und dann im 45° Winkel so weit abschleifen, dass eine kleine Phase im Holz entsteht. Die Bundkanten werden dann mit einer speziellen Bundfeile mit Diamantschleifmittel glatt gefeilt.

(C) Heap Guitar

Am Korpus haben die das "Arschloch" gebohrt, die Anschlussbuchse.
Das Inlay am Korpus muss noch eingesetzt werden. Zuerst wird dabei das Inlay mit Sekundenkleber fixiert und dann ein Epoxid-Harz eingerührt und mit feinem Holzpuder vermengt. Ich wollte ein dunkles Absetzen der Intarsie vom hellen Ahorn, daher habe ich Palisander Staub verwendet. Die Klebstelle wird mit einem Heißluft Gebläse erhitzt und dann mit der Epoxid-Holz Mischung verschmiert. Nach dem Trocknen dann fein abschleifen.
Ekki hat unterdessen mit der stationären Oberfräse die Bodies an den Hörnern konturgefräst. Anschließend habe ich noch das Ahorn-Furnier auf die Kopfplatte geleimt.

(C) Heap Guitar

Mittagspause.

Das Furnier an der Kopfplatte ist nun fest und wird konturbündig abgesägt und plan gegengeschliffen.

(C) Heap Guitar

Theoriestunde Halsdicke- und Form.

(C) Heap Guitar

Die Halsdicke wird am ersten und am 12ten Bund bestimmt, wobei die Dicken am ersten Bund zwischen 20 und 24 mm liegen. Der 12te Bund bestimmt sich aus der Dicke des Halses am ersten Bund + 2 mm. Ich entscheide mich für 22 - 25 mm.
Weitere relevante Größen sind Stöckeltiefe und BOK (BodyKanteOben) wo das Griffbrett in den Body trifft. Bei mir ist das der Übergang 21-22. Bund. 3cm vor BKO setzt der Stöckelradius ein, der sich an die Halsdicke annähert. Ekki legt die Stöckeltiefe individuell am Body fest und sägt diese am Hals mit der Kreissäge ein. Dann zeichnen wir die finale Halsdicke genau auf den Hals, wobei die Kopfplatte bei mir exakt 15 mm beträgt. Zu dieser Linie zeichnen wir eine parallele Linie in 5mm Abstand, die wir als Schnittlinie für die Bandsäge nehmen.
Wir sägen den Hals auf der Bandsäge an dieser 2ten Linie in 2 Hälften. Ekki fräst auf der stationären Oberfräse anschließend die finalen Dicken exakt bei.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Ich habe mich auf die Pickups nun endgültig festgelegt.

Es werden 2 P90 in Soapbar Format (schwarz)

Ekki hatte keine goldenen Kappen, also ich habe diese bestellt und sie werden nach Hause geliefert.

Mittwoch, 05.10.

Kopfplatte bohren: Mit Schablone die Positionen der Wirbel übernehmen, dabei auf identischen Randabstand und Symmetrie achten. Dann mit der Standbohrmaschine mit einem sehr scharfen 8er durchbohren und mit einem vorne stumpfen 10er Senker von Hinten bis vorne so durchbohren, dass der SenkerKontakt mit der Unterlage hat. Der Effekt ist der, dass vorne auf der Kopfplatte das Loch nur 8mm ist, sie aber nach wenigen mm auf 10mm zur Kopfplattenrückseite erweitert. Perfekt für die Mechaniken.
Korpus anzeichnen: genaue Mittellinie, Halseintritt und -Länge, Position der Bridge anhand der Mensur Stöckel- und Kopfplattenschräge grob feilen (Rutschbahn bauen)
Halseinsatzkante runden mit 1 Pesetas Münze am Bandschleifer. Die 1 Pesetas Münze hat nämlich denselben Radius wir der des Fräsers für die Halsfräsung ! Cooler Trick ;)

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Theoriestunde Halsraspeln (5-Phasen - Methode)
Anzeichnen Linien (siehe Diagramm Bild)
Raspeln der ersten Seite. Mit der 5-Phasen - Methode geht das Halsfräsen sehr gut und genau, obwohl gröbste Werkzeuge dabei verwendet werden.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Mittagspause

Halsfräsung vorbereiten auf Fixiertisch Halswinkel (Stöckel) als Geometrie für die Frässchablone übernehmen.
Halsanstellwinkel = Neigung der Frässchablone aus Tabelle nehmen. Dabei ist die Wahl der Bridge und die Mensur entscheidend. Jetzt exakte Mittelposition auf der Maschine finden, nachdem Schablone und Fixierung zusammengebracht wurden. Danach die Tiefe der Halsfräsung festlegen und auf der Maschine einstellen. Letzte Kontrolle der Stöckelgeometrie (genau winklig?) Dann fräse ich die Halsfräsung in 5mm Schritten mit möglichst hoher Genauigkeit. Danach Probe ob die gefräste Passung auf den Hals passt:
Das Ding 100% genau, zum ersten Mal sind Gitarre und Hals vereint. Lohn für eine perfekte Halsfräsung: 1 Gin-Tonic J Das sollte kein Problem sein, ich hole eine gestern erst gekaufte Flasche Gin und 8 Nordic Mist Tonics in den Kühler. Jetzt wo der Body noch auf der Schablone ist wird die Body-Schrägung noch nach dem Saiten-Verlauf gefräst und die Front Konturen der Hörner mit Hohlkehl Fräsungen gemacht. Danach Body auf Kontur shapen und schleifen (manuell) Jetzt die zweite Halsseite raspeln und die Zielform herausschleifen. Stöckel- und Headstockradien schön herausschleifen und der Hals ist fertig.
Ekki ist zufrieden und ich bin stolz.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Abschluss des Tages = Bergfest

Wir holen noch ein paar Zitronen von den Bäumen vor der Werkstatt und dann gibt es Gin-Tonic bis der Tonic zu Ende geht. Die Gin-Flasche haben wir dabei nicht ganz geschafft. Lecker Getränk, klasse Stimmung, Ekki schmeckt es endlich wieder.

Er ist stolz auf seine Halsfräsung und scheint sehr zufrieden mit unserem Kurs, wir sind bereits einen Tag vor dem Zeitplan.
Wir werden die "Taufe" wohl schon auf den Freitag legen (07.10.) 

(C) Heap Guitar

Donnerstag, 06.10.

Starte heute mit Body und Hals wässern. Nach dem Trocknen Feinschliff Teil 1.
Dann wickele ich die Pickups, weil ich am weittesten bin und sonst arbeitslos gewesen wäre. Das Wickeln ist recht wenig spannend.

Halspickup: P90, 0.063 (F) Draht 2 (7.800 Windungen).

Stegpickup: P90, 0,056 (G) Draht 1 (10.000 Windungen) Der Draht reißt sehr leicht und muss dann verknotet und angelötet werden (äußerst fummelig). Der zweite Versuch war schließlich OK.

Mittagspause

Jetzt die Step-up-Wicklung auf Stegpickup: P90, 0,056 (G) Draht 1 (5.000 Windungen).
Das Ende der ersten Wicklung wird aus dem PU herausgeführt und mit dem Anfang der Step-up-Wicklung verknotet. Der PU hat somit 3 Ausgänge: Anfang, Mitte und Ende.
Jetzt mit Tesa Krepp die Windungen fixieren. Aus selbstklebendem Kupferband werden kleine Streifen geschnitten: 2 werden in Rechteckform, 2 Rechtecke mit einer einseitigen Schräge und 1 mit einer zweiseitigen Schräge.
Die einseitig geschrägten werden jeweils auf das Krepp geklebt, mit 2 Lötpunkten versehen und mit dem Anfangs Draht der Spulen verlötet.
Die rechteckigen werden je mit dem Spulenende verlötet und die Mitte mit dem beidseitig geschrägten Ende. Nun werden sie Anschlusskabel an dem jeweils andern Lötpunkte gelötet und aus den Spulen geführt.
Rot = gerade Stücke, = Spulenanfang = Masse
Schwarz = einseitig geschrägt = Spulenende = Hot
Blau = doppelt geschrägt = Mitte = StepUp-Wicklung

Die Spulen werden mit Textil-Klebeband final umwickelt. Jetzt werden die Polschrauben eingedreht, die AlNiCo Magnete angebracht und die metallische Grundplatte angeschraubt.
An diese Platte wird rot (Masse) gelötet.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Body und Hals werden ein zweites Mal gewässert und fein geschliffen.

(C) Heap Guitar

Freitag, 07.10

Heute soll wohl die Taufe anstehen.

Morgens erst den Feinschliff erneuern nach dem Wässern gestern, dann Gurtpin aussuchen und bohren. Schattenkante am Elektronikfach gleichmäßig schleifen und Mahagoni-Seite mit dem Rutscher feinschleifen. Nun das Kopfplattenfurnier für den Sattel freischeiden mit einer Feinsäge, so dass nur das Furnier gesagt wird und nicht der Hals. Knochensattel und Aussägung präzise anpassen und dann den Knochen mit 2 Punkten Superglue ankleben.

Abfahrt zum PirataBus

Am PirataBus wissen die meisten Badegäste bereits worum es bei der Taufe geht. Ekki ist bekannt wie ein bunter Hund. Das Wetter und der Strand sind perfekt, 28° Luft, geschätzte 25-26 ° Wasser. Wir proben kurz die Wurf-Choreografie und dann ab mit den Bodies ins Wasser, wir hinterher. Ekki und Bärbel schießen die Fotos. Ich hatte bis kurz vor der Taufe enorm Bedenken den Korpus ins Meer zu werfen, was ist mit dem Salz, und was wenn die Korpusse sich berühren… Ekki hat es dann erkläre, dass das Wässern sein muss und das Meer einfach nur da ist und eine schöne Tradition darstellt. Das Salz hat nicht den geringsten Einfluss, denn es würde oberflächlich kristallisieren – wenn überhaupt - und beim nächsten Schleifgang verschwinden. Außerdem, wie soll denn sonst der Formentera-Sound in die Gitarre kommen ;-)) Danach noch entspanntes Schwimmen und Snack am PirataBus, dann Rückfahrt, kurz frisch machen und die Hochzeit vorbereiten.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Ich säge und feile derweil den Sattel zurecht und mache erneut einen Feinschliff.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Dann werden Hals und Body für die Verleimung vorbereitet. Jetzt muss es konzentriert und schnell gehen. Hals und Ausfräsung werden mit Warmluft angewärmt, die Halsausfräsung mit Wasser angefeuchtet. Ekki pinselt den Stöckel und die restlichen Leimflächen des Halses mit dem heißen Knochenleim ein und vereinigt Body und Hals, 2 Zwingen drauf, nächste Gitarre. Wenn der ausgetretene Leim "marmeladig" wird, schabt man ihn so gut wie möglich mit einem Holzspatel ab. Dann findet die "rituelle Waschung" statt. Der Sinn dahinter ist der, den Body gründlich zu wässern um dem nun abzuwaschenden Test-Leim keinen Halt am Body zu bieten. Mit einem steifen Pinsel und heißem Wasser werden die ausgetretenen Leimreste abgewaschen und mit einem Schwamm und Wasser am Body entfernt. Dann Body trockenreiben und erneut zwingen.
Jetzt muss der Leim trocknen.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Samstag und Sonntag sind arbeitsfrei, wir liegen zeitlich vor Plan und können uns das leisten.
Jetzt "Hochzeitsnacht" in der Werkstatt: Gin-Probe :) 4 Gins und 3 Tonics beendeten den Abend extrem (aus-)gelassen und interessant. Ist schon eine prima Gruppe :-)

(C) Heap Guitar

Montag, 10.10.

Der Tag beginnt mit den Pickup-Fräsungen. Dazu werden die Ratten herausgeholt, das sind die "Wangen" der Gitarre, die beim Sägen des Korpus mit der Bandsäge abgefallen sind. Der Korpus ist mittlerweile geshaped und hat keine ebene Auflagefläche mehr, deshalb benötigt man die Ratten mit ihren geraden Oberflächen um die Frässchablone sicher befestigen zu können. Die Fräsung wird mit der Handoberfräse gemacht unter Berücksichtigung des Anstellwinkels des Halses. D.h. die Fräsung muss parallel zur Verlaufsrichtung der Saiten sein. Die beiden P90 Fräsungen passen akkurat, das Fräsen war aber voll laut, hat locker 30 Min gedauert und hat mords viel Dreck gemacht.
Danach kamen die Bohrungen für die Bridge dran, 5 für die Bridge-Befestigung, 6 Vertiefungen für die Lötstellen, ein frei Hand gefräster Kabelkanal und 6 durch den Body gehende Bohrungen (String-through). Auf der Body-Unterseite werden Buchsen für die Saitenaufnahme mit einer Schablone gebohrt. Danach die Kabelkanal-Durchbohrungen von den Pickup Fräsungen und der Bridgefräsung ins Elektronikfach. Jetzt Bünde abrichten und polieren. Zuerst wird die Geradheit des Halses geprüft und ggf. mit dem Trussrod korrigiert. Dann kommt eine Bund-Abrichtfeile zum Einsatz, so dass jeder Bund eine durchgehende Schleifspur auf der Krone hat. Das macht man beginnend am ersten Bund bis zum 22ten Bund. Ist die Schleifspur zu breit, wird der Bund blau markiert und anschließend "recrowned" mit einer entsprechenden Bundfeile, bis nur noch ein schmaler blauer Strich auf der Krone zu sehen ist. Dann mit 400er Papier und einst steifen Schwamm 90° gehen die Bünde geschliffen, ebenso die Bundenden. Dann fest mit Stahlwolle Bünde und Griffbrett polieren. Jetzt habe ich alles fertig und bin bereits einen Tag vor den anderen - d.h. einen Tag frei damit zum Ölen alle ungefähr gleich auf sind.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Dienstag, 11.10.

Zurück zur Werkstatt, heute erst 18:00 weil ich gegenüber den anderen einen erheblichen Vorsprung hatte.
Jetzt steht die Ölung an, ein "magischer" Moment. Vor der Ölung müssen alle Holzarbeiten abgeschlossen sein. Ich habe nur noch die Seriennummer zu setzen und bekomme das Formentera Guitars Brandzeichen ins Elektronikfach. Die Seriennummer wird dann mit Schlagzahlen auf den Stöckel aufgebracht. Meine Serinennummer ist 160702 (2016 Kurs 7 Anmeldenummer 2) Dann gibt es zu diesem feierlichen Zeitpunkt Sekt für alle, dann kommt die Ölung.
Das Öl wird mit dem Pinsel satt auf alle Flächen aufgebracht und für 15 Minuten ist darauf zu achten, dass keine Stelle am Body eine "trockene" Selle hat. Danach wird das überschüssige Öl abgewischt. Der Effekt ist WOW! Man sieht nun wofür man tagelang geschliffen und malocht hat, Das Holz, die Farben und die Maserung vor allem ist genial. Wahrlich ein magischer Moment. Arbeitsende. Im Anschluss Jam-Session im Sa Panxia. Organisatoren waren der Koch des Mirador (Drums) und José. Als Bassist wurde José's Bruder gefeatured. Ekki hat die Anlage gestellt. Michi ist gleich in die Session eingestiegen, aber der Funke wollte nicht überspringen. Ein weiterer technisch hoch versierter Gitarrist stieg mit ein, aber man fand sich nicht in der Musik. Ich fand das nicht so spannend und bin dann ins Bett.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar

Mittwoch, 12.10.

Heute Ölschliff und Zusammenbau (Hardware, Elektrik, Pizzaplan)
Als erstes kam der Ölschliff. Eine Mischung aus Hartöl und Wachs wurde aufgebracht und mit 800er Nassschliffpapier der Ölschliff in kreisenden Bewegungen ausgeführt. Das dauerte nur ca. 30 Minuten. Danach Abtrocknen /Abreiben.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar(C) Heap Guitar

Dann kamen die Mechaniken, Gurtpins, Buchse an die Reihe. Schließlich fingen wir mit der Schaltung an. Ich habe mit Ekki die Funktionen der Schaltung definiert und er machte dann den "Pizzaplan". Wie immer traditionell auf den Innendeckel der in der Ölungsnacht bestellten Pizza. Das mussten wie ausfallen lassen wegen der Session und der vorgezogenen Ölung, aber die Tradition verlangte nach einem Pizzakarton, also haben wir welche von Macondo dafür bekommen. Der Aufbau der Schaltung war bei mir recht kompliziert und so musste ich sehr viele Lötungen an sehr viele Pins anbringen und hatte dazu in der Gitarre kaum Platz. Am Schluss wurde es dann dank des Piezopreamps und der benötigten Batterie sehr eng. Für einen blinden Maulwurf wie mich sind haarfeine Lötarbeiten auf engstem Raum dank der Gleitsichtbrille ein Alptraum. Dann war ich fertig und wir haben die Schaltung durchgemessen. Bis auf einen Fehler (die Stepup-Wicklung hatte einen Kurzen) war alles OK.

Jetzt Saiten drauf und das erste Anspielen. Ein toller Moment, das selbst gebaute Instrument zu spielen.
Ich hatte zwar nur ein paar Sekunden auf dem (legendären) MusicMan, aber das Täubchen hat eine warme und tiefe Stimme.

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar  (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar

Donnerstag, 13.10.

Wir haben ein Abschiedsgeschenk für Ekki: Eine Bast-Tasche analog seiner total verschlissenen mit Gin, Tonic und Limetten. Dazu laden wir ihn zu, Essen ins Macondo ein. Heute früh widmen wir uns dem Schaltungsfehler bei mir (Stepup). Warum auch immer, der Hals-PU hatte auf dem Signalkabel einen Kurzen. Also Pickup wieder ausbauen, zerlegen, durchmessen und neu verkabeln. Warum auch immer, Ekki hatte mir beim Pickup-Verlöten damals was Anderes erzählt als jetzt. Ich bin mir dessen sehr sicher, da ich Fotos davon habe. Naja, auch er macht mal Fehler. Egal. Nach der Korrektur und erneutem Einbau und Einlöten klappte dann der Pickup.

(C) Heap Guitar

Mittagspause.

Jetzt noch den Halsstab einstellen, die Seitenhöhe korrigieren und dann ab an den Amp. Klasse Sound, sehr schön spielbar, man muss sich natürlich aneinander gewöhnen - aber die Tone-Regelung war ohne Funktion. Ekki hat es analysiert und nach einer Gedenkminute festgesellt, dass der Pizzaplan einen Fehler hatte: Der Kondensator war gegen Masse, anstatt gegen den 3-Weg-Schalter geschaltet. Korrektur, schon war alles Top i.O. Dann noch Bügeleisen heiß machen, nasses Baumwolltuch holen und die Druckstellen am Hals rausbügeln. Dazu wird das feuchte Tuch auf die Druckstelle gelegt und mit dem Bügeleisen ordentlich erhitzt. Öfters nachsehen ob es schon reicht. Nach 2 Minuten war alles erledigt, die Druckstellen waren komplett raus. 1A Trick ! Dann kurze Jam-Session und danach gemeinsames Abschiedsessen mit Ekki im Fonda Pepe. Ich habe unser gemeinsames Geschenk überreicht und wir hatten einen netten Abend, wobei sich langsam der Trennungsschmerz einstellte. Trennungsschmerz ist dabei nicht wirklich passend, denn es ist schön wieder nach Hause zu fahren, aber traurig hier weg zu fahren – irgendwie bedrückend. Das ging anscheinend nicht nur mir so. Aber über sowas spricht man ja nicht?!?

(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar
(C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar (C) Heap Guitar 
 

Freitag, 14.10.

Früh aufstehen und erstmal alles packen. Irgendwie ist es mehr geworden als mal da war… Es wurde jedenfalls reichlich eng im Koffer.

Die zerbrechlichen Wacholder (?) Stöcke von der Steppe waren dabei nicht so einfach zu machen. Danach Frühstück und um 10 :30 zu Ekki in die Werkstatt zum Saubermachen und aufräumen. Ekki machte die finale Abrechnung der Sonderwünsche und der Hotelkosten (25 EUR / Nacht), die wir dann vor Ort online überwiesen. Dann kam Ekki mit Zertifikaten umme Ecke, die er liebevoll zusammengeschriebselt hatte. Nach einer letzten Runde « jammen » fuhren wir dann zu Sa Plageta, dem Strandabschnitt bei Ekkis Haus um dort ein letztes Mal zusammen zu Essen, sogar Mariano kam mit. Nach dem Lunch kamen die « Katalogfotos » der fertigen Gitarren und ihrer stolzen Besitzer dran. Die Ergebnisse können sich sehen lassen!
Schließlich gingen wir zu Ekkis Haus zurück auf einen oder zwei letzte Gin-Tonic J. Da habe ich mir auch ein Zweiglein einer AgavenBlüte abgezwackt. Sehr zerbrechlich das Teil, wird spannend das unbeschadet nach Hause zu bringen. Roman und mich brachte er dann gegen 18 :00 zum Hafen, wo wir dann auch gleich den Aquabus nach Eivissa bekommen haben. Das war leider notwendig weil unser Flug um 08:00 ging und die erste Fähre von Formentera erst um diese Zeit fuhr (Winterfahrplan) Roman hat uns dort ein Hotel organisiert, damit wir morgens zeitig am Flughafen waren.
Abends noch was in Ibiza zu Essen zu kriegen (Ende Saison) war kaum möglich. Nach ca. 2h Rennerei haben wir dann einen « empfohlenen » Laden gefunden und dort das schlechteste Essen der letzten Wochen bekommen – urgs !

(C) Heap Guitar

Samstag, 15.10.

Aufstehen 06 :30 ohne Frühstück (das hätte e erst ab 09 :00 gegeben).
Am Flughafen war das grösste Problem, die Agavenblüte unfallfrei außen am Rucksack zu transportieren. Die Gitarre ging ohne Fragen als Handgepäck durch, den Rucksack als zweites Handgepäck hätte ich eigentlich zahlen müssen, hatte aber keine Seele interessiert.
Roman war bepackt wir ein Sherpa auf einer Himalaya-Expedition. Ich schätze das Gewicht seines Riesen Rucksacks auf über 10 KG, auch die Fototasche war gefühlt doppelt so groß wie mein Rucksack. Echt beeindruckend.

Der Flug verlief planmäßig 08 :30 – 11:00.
Anschliessend hat mich Lisa abgeholt – eine Riesenüberraschung!!!
Wir sind auf dem Rückweg noch im La Lanterna eingekehrt (wieder eine Pizzeria – stöhn) – für die Jungs noch 2 Pizzabrot mit Knoblauch eingepackt und dann gegen 16:00 zu Hause.

ENDE